Herdenschutz

Herdenschutz gehört überall dort zur guten fachlichen Praxis der Nutztierhaltung, wo Wölfe bis heute überlebt haben. Denn Wölfe unterscheiden nicht zwischen wildlebenden und in Menschenhand gehaltenen Beutetieren. Sie töten zur Nahrungsaufnahme solche Tiere, die sie leicht überwältigen können. Kleinere Nutztiere wie Schafe und Ziegen sind - verglichen mit wilden Huftieren - eine sehr einfache Beute, sofern sie nicht geschützt sind.

In vielen europäischen Ländern, in denen Wölfe vorkommen, sind Übergriffe auf Nutztiere die Hauptkonfliktquelle. Dieser Konflikt ist so alt wie die Viehhaltung selbst; ebenso alt sind viele Schutzmaßnahmen. Um die Probleme dauerhaft möglichst gering zu halten, hilft es nur, die Herden zu schützen. Der Abschuss einzelner Wölfe ist dagegen grundsätzlich allenfalls eine kurzfristige Lösung.

In den Gebieten, wo der Wölfe bis heute überlebt hat, werden die Herden wie eh und je von Hirten und Herdenschutzhunden bewacht und während der Dunkelheit in Nachtpferchen gehalten. Anders in Gebieten, in denen Wölfe völlig ausgerottet waren. Hier konnte auf den Herdenschutz weitgehend verzichtet werden - eine erhebliche Arbeitserleichterung für die Halter. Mit der Rückkehr der Wölfe in ihre ehemaligen Verbreitungsgebiete tauchen die Wolf-Nutztier-Konflikte wieder auf. Die Art und Weise der Nutztierhaltung muss wieder an die Anwesenheit von Wölfen angepasst werden. Dies ist für die Betroffenen zum Teil mit einem Mehraufwand an Arbeit verbunden, wenn etwa verbesserte Zaunsysteme eingesetzt werden, deren Handhabung unter Umständen arbeitsaufwendiger ist. Werden Herdenschutzhunde eingesetzt, müssen auch diese täglich versorgt und kontrolliert werden.

In fast allen Bundesländern ist mittlerweile ein Wolfsmanagement etabliert, das vorsieht, die Halter von Nutztierbeständen durch finanziellen Ausgleich von Schäden und Förderung von Präventionsmaßnahmen zu unterstützen. Dabei stehen vor allem die Schaf- und Ziegenhalter im Fokus, da diese Nutztierarten besonders durch Übergriffe von Wölfen betroffen sind. In vielen Bundesländern wurden daher auch Mindeststandards für den Schutz dieser Tiere vorgeschrieben. Deren Einhaltung ist Voraussetzung für mögliche Ausgleichszahlungen.

Besonders bewährt für den Schutz von Nutztieren haben sich stromführende Zäune. Da Wölfe eher versuchen, Zäune zu unterqueren, statt sie zu überwinden, ist es besonders wichtig, dass die unterste Litze maximal 20 cm vom Boden entfernt ist. Damit die Litzen ausreichend unter Spannung stehen, muss der Zaun gut geerdet sein. Elektrozäune sollten 120 cm hoch sein. Da die verbreitet angewandten Schafnetze meist nur 105 cm bis 108 cm hoch sind, können diese ggf. mit einer zusätzlich darüber gespannten Breitbandlitze erhöht werden.

Bei größeren Herden haben sich Elektrozäune in Kombination mit Herdenschutzhunden bewährt. Diese speziellen Hunderassen beschützen die Herden gegen Eindringlinge. Nähere Informationen zu Herdenschutzmaßnahmen finden Sie auf den Internetangeboten der Länder bzw. in den Management Plänen. Die bisherigen Erfahrungen mit Herdenschutzmaßnahmen und sich daraus ableitende empfohlene Präventionsmaßnahmen wurden Anfang 2019 im BfN-Skript "Empfehlungen zum Schutz von Weidetieren und Gehegewild vor dem Wolf" veröffentlicht. Das Skript kann nachfolgend heruntergeladen werden.

 

In den folgenden Abschnitten werden die verschiedenen Aspekte des Themenbereichs Herdenschutz - Schadensbegutachtung, Präventions- und Ausgleichszahlungen, sowie die Entwicklung der wolfsverursachten Schäden - anhand von deutschlandweit erhobenen Daten näher beleuchtet. Der entsprechende Bericht zu wolfsverursachten Schäden, Präventions- und Ausgleichszahlungen in Deutschland umfasst die zwei letzten Punkte und kann unter dem Punkt "Mehr" komplett herunter geladen werden.

Eine Übersicht zu den Förderprogrammen für die Vermeidung von Schäden durch große Beutegreifer in den europäischen Ländern ist auf der Webseite der EU zu finden.