Abgrenzung der Mitteleuropäischen Wolfspopulation genetisch gut abgesichert

Beim Schutz und der rechtlichen Betrachtung des Status des Wolfes spielt die Abgrenzung von "Management-Einheiten" (management units) eine wichtige Rolle. In Deutschland lebende Wölfe gehören überwiegend der Mitteleuropäischen Wolfspopulation an, zu der auch die Vorkommen in Westpolen gehören. In einem 2020 in der internationalen Fachzeitschrift "Wildlife Biology" veröffentlichten Artikel (Gula et al., 2020) stellen fünf Autoren aus Polen die These auf, dass sich die mitteleuropäische und die baltische Population nicht unterscheiden und als eine Mangagement-Einheit behandelt werden sollten. In einer Antwort widerspricht ein internationales Autorenteam unter Beteiligung von Senckenberg und dem LUPUS Institut dieser Annahme und zeigt Fehler in Argumentation von Gula et al., (2020) auf. Neuere Studien (z.B. Szewczyket al. 2019) beweisen, dass sich die mitteleuropäische von der baltischen Wolfspopulation genetisch unterscheiden und somit trotz des geographischen Zusammenwachsens nach wie vor eine reproduktive Trennung besteht.

Richtig ist, dass die Mitteleuropäische Wolfspopulation auf Gründertiere aus der baltischen Population zurückgeht und beide Populationen daher derselben genetischen Linie stammen. Die genetischen Daten zeigen aber einen starken Gründereffekt und der stattfindende gelegentliche Genaustausch konnte die bestehenden Unterschiede nicht verwischen. Aus genetischer und populationsbiologischer Sicht spricht daher gegenwärtig alles für eine Beibehaltung der zwei Management-Einheiten.

Die neue Forschungsarbeit wurde im Rahmen des internationalen CEwolf-Konsortiums durchgeführt, welches das gemeinsame genetische Monitoring und die Erforschung des mitteleuropäischen Wolfsbestands zum Ziel hat.

 

Literatur:

Gula, R., K. Bojarska, J. Theuerkauf, W. Król & H. Okarma (2020): Re-evaluation of the wolf population management units in central Europe. Wildlife Biology: wlb.00505

Szewczyk, M., C. Nowak, P. Hulva, J. Mergeay, A. V. Stronen, B. Č. Bolfíková, S. D. Czarnomska, T. A. Diserens, V. Fenchuk, M. Figura, A. de Groot, A. Haidt, M. M. Hansen, H. Jansman, G. Kluth, I. Kwiatkowska, K. Lubińska, J. R. Michaux, N. Niedźwiecka, S. Nowak, K. Olsen, I. Reinhardt, M. Romański, L. Schley, S. Smith, R. Špinkytė-Bačkaitienė, P. Stachyra, K. M. Stępniak, P. Sunde, P. F. Thomsen, T. Zwijacz-Kozica & R. W. Mysłajek (2021): Genetic support for the current discrete conservation unit of the Central European wolf population. Wildlife Biology: wlb.00809

Szewczyk M, Nowak S, Niedźwiecka N, Hulva P, Špinkytė-Bačkaitienė R, Demjanovičová K, Bolfíková BČ, Antal V, Fenchuk V, Figura M, Tomczak P, Stachyra P, Stępniak KM, Zwijacz-Kozica T, Mysłajek RW. (2019) Dynamic range expansion leads to establishment of a new, genetically distinct wolf population in Central Europe. Scientific Reports 9:19003.

Zurück