Hessen - Gennachweis bestätigt standorttreue Wölfin im Vogelsberg
„Hessen hat wieder einen sesshaften Wolf, nachdem die Art hier sehr lange Zeit ausgerottet war. Das hat die Genprobe eines am Ortsrand von Unter-Seibertenrod im Vogelsberg gerissenen Rehes ergeben. Vielen Bürgerinnen und Bürgern vor Ort sowie den Weidetierhaltern in Hessen bereitet die Rückkehr des Wolfs Sorgen. Ich nehme die Befürchtungen sehr ernst und setze mich für Rahmenbedingungen ein, die den Umgang mit dem Wolf für alle tragbar machen. Dazu gehört der Wolfsmanagementplan des Landes, die größtmögliche Aufklärung der Bevölkerung sowie die Unterstützung der Weidetierhalter insbesondere der Schaf- und Ziegenhalter“, berichtet Umweltministerin Priska Hinz heute in Wiesbaden.
„Die Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter stehen durch die Rückkehr des Wolfes vor allem vor zusätzlichen wirtschaftlichen Herausforderungen und einer großen emotionalen Belastung. Wir wollen sie so gut wie möglich unterstützen, denn ihre Leistungen für die Landschaftspflege sind unentbehrlich. Ein guter Herdenschutz ist von zentraler Bedeutung, um Wolfsangriffen vorzubeugen. Deshalb haben wir die Herdenschutzprämie bereits in diesem Monat auf 40 Euro pro Hektar aufgestockt und die Förderkonditionen verbessert. Sollte es trotz Grundschutz-Maßnahmen zu einem Wolfangriff auf eine Herde kommen, gleichen wir Schäden unbürokratisch und vollständig aus. Darüber hinaus sollen noch in diesem Jahr 1 Million Euro für eine einkommenswirksame pro-Kopf Weidetierprämie zur Verfügung gestellt werden, um die angespannte Situation insgesamt für die Schäfer zu verbessern. Bei Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten oder die wiederholt empfohlene Herdenschutzmaßnahmen überwinden, sodass Gefahr besteht, dass sie ernste wirtschaftliche Schäden anrichten, dürfen erschossen werden.“, ergänzt Hinz.
Bei dem sesshaften Wolf handelt sich um ein weibliches Tier, das sich nun seit mindestens einem halben Jahr im Vogelsberg aufhält. Die Wölfin wurde durch das Wolfsmonitoring des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) erstmalig vor einem Jahr in der Nähe von Bad Hersfeld per Gennachweis an einem Reh registriert. Anschließend zog die Wölfin weiter in den Vogelsberg, wo sie in der Gegend um Ulrichstein wiederholt genetisch nachgewiesen wurde, zunächst anhand einer Kotprobe vom 12. Juli 2019. Zwischen September und November 2019 wurde diese „Ulrichsteiner Wölfin“ an mehreren Wildtier-Rissen genetisch erfasst, auch an zwei toten Kälbern hinterließ sie Speichelspuren. Nun konnte das Tier erneut anhand einer Genprobe nachgewiesen werden, damit gilt diese Wölfin im Vogelsberg als standorttreu.
„Für den Artenschutz in Hessen ist die Beobachtung eines sesshaften Wolfes eine gute Nachricht. Viele Nachbarländer haben in den letzten Jahren ähnliche Erfahrungen gemacht, daher war diese Entwicklung absehbar.“ sagte Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG. „Bisher haben wir im hessischen Wolfsmonitoring nur einzelne Tiere auf Wanderschaft registriert, nun scheint sich erstmals seit dem Wolf im Reinhardswald wieder ein Tier bei uns in Hessen niederzulassen,“ so Schmid.
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie